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Kommentar von unserem Vorstandsmitglied Martin Klett zur “RKI-Übersichtsarbeit: Mehr psychische Belastungen bei Kindern in der Pandemie”
- 7. Februar 2023
Ärzteblatt: RKI-Übersichtsarbeit
Ein spannendes Thema. In meiner Praxis kann ich das auch gut sehen. Nur daraus abzuleiten, dass wir nur mehr KJP Sitze brauchen, halte ich für zu kurz gesprungen. Was fehlt ist ein Konzept, mit den Belastungen der jungen Menschen in der Folge von Corona umzugehen. Und das wird auch länger noch so sein, denn die sind nicht nur durch Corona belastet, sondern auch durch andere Faktoren. Krieg, in den unteren Schichten zunehmend weniger finanzielle Mittel, Zukunftsängste auf diesem Hintergrund.
Da ist m. E. nämlich zwar dringend Hilfe, aber nicht unbedingt RiLi-Psychotherapie angesagt. Ich habe zunehmend Jugendliche, die mit Problemen zu mir kommen, für die ich nicht eine ICD 10 Diagnose habe. Am ehesten noch akute Belastungsreaktion. Dennoch suchen die Hilfe, wollen über ihre Sorgen reden. Da diese Sorgen aber sehr real und wenig neurotisch sind, steht da eine Psychotherapie nicht unbedingt im Vordergrund.
Mal ein paar spontane Einfälle dazu: Es geht da im weitesten Sinne eher um Seelsorge, verbunden mit Prävention. Ich denke, dass wir KJP das sehr gut leisten können. Auch wenn wir eigentlich keine Prävention als Kassenleistung durchführen dürfen. Vielleicht sollte man mal das Leistungsspektrum für uns überdenken, z.B. ob für einen Teil dieser Menschen, die uns aufsuchen, nicht auch andere Versorgungsformen möglich wären. Nicht jeder von denen braucht 50 Minuten Therapie, deshalb mache ich dann auch öfter Akut, wofür das aber ja eigentlich auch nicht gedacht ist. Oder wie könnte eine Versorgung aussehen, bei der KJP an Schulen angebunden sind. Z.B. an den Schulen, an denen es keine Schulpsychologen gibt. Im Einzelfall gibt es das sogar aufgrund privater/schulischer Initiativen. Muss das dann über die GKV finanziert werden?
Wir können doch nicht nur als Klempner eines angeschlagenen Systems eingesetzt werden! Unser know how wäre doch durchaus schon verwendbar bei der Planung von Maßnahmen zur Bewältigung dieser Belastungen der jungen Menschen! Mich macht das zunehmend ohnmächtig und wütend, wenn immer nur nach neuen Sitzen geschrien wird, nun auch noch von unseren Politikern, ohne gleichzeitig auch mal zu überlegen, wie wir da zu einem Konzept kommen können, das auch trägt und nicht immer nur Symptome kurieren will.